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Wie kann ich mich verstehen? Wie kann ich meine Gefühle verstehen? Wie bekomme ich meine Emotionen in den Griff? Wie gehe ich mit negativen Gefühlen um? Was mache ich, wenn ich nicht fühlen kann? Was kann ich tun, wenn ich zu viel fühle? Wie kann ich mich verhalten, wenn meine Gefühle verrücktspielen?
Emotionen beeinflussen jeden Aspekt unseres täglichen Lebens, von den Entscheidungen, die wir treffen, bis hin zu den Beziehungen, die wir pflegen. Doch trotz ihrer Allgegenwart verstehen viele von uns nicht vollständig, welche mächtige Rolle Emotionen in unserem körperlichen, psychologischen und sozialen Wohlbefinden spielen. In dieser Reihe von Blogartikeln werden wird die Welt der Emotionen erkundet: Wie sie entstehen, wie sie Denken und Verhalten beeinflussen und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die (emotionale) Gesundheit haben können. Durch das Verstehen der Mechanismen, die den Emotionen zugrunde liegen, können wir den Umgang mit Emotionen lernen, sie zu unserem Vorteil zu nutzen und ein ausgeglicheneres, erfüllteres Leben zu führen.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind Gefühle?
- Welchen Zweck haben Gefühle?
- Gefühle im täglichen Leben: Wie sie unser Verhalten prägen
- Fühlen, Denken, Handeln
- Der Umgang mit Emotionen
1. Was sind Gefühle?
Gefühle sind komplexe psychologische Zustände, die sich in körperlichen Reaktionen, Handlungsimpulsen und Gedankenprozessen zeigen. Sie umfassen körperliche Komponenten wie Schwitzen oder Tränen, drängen uns zu bestimmten Aktionen wie dem Davonlaufen in Gefahrensituationen, beeinflussen unsere Gedanken durch Bewertungen und prägen unsere subjektive emotionale Erfahrung. Jede Emotion trägt eine einzigartige Wahrnehmungsqualität, die oft schwer in Worte zu fassen ist.
Gefühle können als angenehm oder unangenehm erlebt werden. Während angenehme Gefühle meist erwünscht sind, werden unangenehme Gefühle oft als störend empfunden. Die gängige Einteilung in „positive“ und „negative“ Emotionen greift jedoch zu kurz, da alle Emotionen wichtige Funktionen erfüllen und daher eine solche Bewertung vermieden werden sollte. Zudem nimmt jede Person Gefühle unterschiedlich wahr.
Einige Basisgefühle wie Freude, Traurigkeit, Angst, Ärger, Scham, Neugierde und Ekel gelten kulturübergreifend, werden also überall auf der Welt erkannt (Ekman, 2016). Diese Grundemotionen existieren auf einem Kontinuum, das unterschiedliche Intensitäten beschreibt. Neben diesen Basisgefühlen gibt es komplexere Emotionen, die besonders in sozialen Kontexten zum Tragen kommen. Emotionen wie Neid, Schuld, Stolz, Eifersucht oder Schadenfreude enthalten stärkere kognitive Elemente und entstehen durch Bewertungs- und Vergleichsprozesse mit anderen Menschen.
Im Gegensatz zu kurzfristigen Gefühlen existieren Stimmungen, die länger anhalten können. So kann beispielsweise eine heitere Stimmung mehrere Tage andauern, während zu Beginn des Herbstes häufig melancholische Stimmungen auftreten. Stimmungen sind weniger intensiv als Gefühle, beeinflussen jedoch dauerhaft unsere Wahrnehmung und unser Verhalten.
2. Welchen Zweck haben Gefühle?
Der Begriff „Emotion“ wurde vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler geprägt und stammt aus dem Lateinischen „movere“, was „bewegen“ bedeutet. Dies spiegelt wider, wie Emotionen uns dazu bewegen, zu handeln, indem sie eine klare Handlungsimpulse beinhalten.
Emotionen spielen eine entscheidende Rolle für das Überleben und das soziale Zusammenleben. Sie ermöglichen es, auf gefährliche Situationen adäquat zu reagieren, fördern den Kontakt zu anderen und liefern wichtige Informationen über die Umwelt. Durch das Auslösen von Gefühlen wie Angst oder Freude signalisieren sie, was für uns wichtig ist, und ziehen unsere Aufmerksamkeit auf entscheidende Ereignisse. Durch die intensiven Gefühle muss man sich mit der Situation auseinandersetzen, da sie persönliche Bedeutung hat. Darüber hinaus sind Gefühle wesentliche Elemente der nonverbalen Kommunikation. Sie manifestieren sich in unserem Gesichtsausdruck und unserer Körperhaltung, wodurch sie anderen Menschen ohne Worte vermitteln, wie wir uns fühlen und was wir möglicherweise als nächstes tun werden.
Jedes Gefühl hat seinen spezifischen Zweck und ist in seiner Funktion sinnvoll, auch wenn es in manchen Situationen als unpassend oder sogar schädlich erscheinen mag. Zum Beispiel signalisiert Angst potenzielle Gefahren und bereitet darauf vor, uns zu schützen, sei es durch Flucht, Erstarrung oder Beschwichtigung. Ärger hingegen rüstet für Selbstbehauptung oder Konfrontation aus. Traurigkeit unterstützt bei der Bewältigung von Verlusten und motiviert, uns für neue Möglichkeiten zu öffnen. Scham hilft, unsere soziale Position innerhalb einer Gruppe zu wahren, indem sie davon abhält, Handlungen auszuführen, die von der Gemeinschaft missbilligt werden. Freude wiederum tritt auf, wenn die wichtigen Bedürfnisse erfüllt werden, und motiviert, zukünftig Handlungen zu wiederholen, die zu ähnlich positiven Ergebnissen führen.
Insgesamt sind Emotionen nicht nur Reaktionen auf unsere Umwelt, sondern auch kraftvolle Antriebe, die unser Verhalten formen und helfen, sowohl persönlich als auch als Gemeinschaft zu wachsen und zu gedeihen.
3. Gefühle im täglichen Leben: Wie sie unser Verhalten prägen
In jeder Interaktion, jeder Entscheidung und in jedem Moment unseres Lebens spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Sie prägen das eigene Verhalten auf subtile und oft unbewusste Weise.
Beginnen wir mit der Arbeitswelt: Emotionen beeinflussen, wie auf Kritik reagiert wird, wie Herausforderungen begegnet wird und wie sich die Zusammenarbeit mit Kollegen gestaltet. Emotionen wie Freude und Zufriedenheit können die Produktivität steigern, die Kreativität fördern und zu einer allgemein angenehmen Arbeitsatmosphäre beitragen. Emotionen wie Frustration und Ärger hingegen können Konflikte verschärfen und die Kommunikation stören. Führungskräfte, die in der Lage sind, die emotionalen Bedürfnisse ihrer Teams zu erkennen und darauf einzugehen, können effektiver motivieren und das Potenzial ihrer Mitarbeiter besser ausschöpfen.
Im sozialen Kontext beeinflussen Emotionen, wie wir Beziehungen aufbauen und aufrechterhalten. Sie prägen Reaktionen auf die Handlungen anderer, beeinflussen die Bereitschaft zur Empathie und bestimmen, wie wir Konflikte lösen. Emotionen ermöglichen es, tiefe und bedeutungsvolle Verbindungen zu anderen zu knüpfen, können aber auch Quelle von Missverständnissen und Streitigkeiten sein, wenn sie nicht angemessen gemanagt werden.
Selbst im innersten Selbst, in der Selbstwahrnehmung und dem Selbstwertgefühl, sind Emotionen am Werk. Sie färben unsere Selbstgespräche und beeinflussen, wie wir eigenen Erfolge und Misserfolge bewerten. Emotionen wie Selbstzufriedenheit und Stolz können antreiben, uns weiterzuentwickeln und eigene Ziele zu erreichen. Andererseits können Scham und Enttäuschung zurückhalten und dazu führen, dass wir an uns selbst zweifeln.
Die Fähigkeit, die eigenen Emotionen und die Emotionen anderer zu verstehen und zu regulieren, ist daher ein entscheidender Faktor für persönlichen und beruflichen Erfolg, als auch das allgemeine Wohlbefinden. Emotionale Intelligenz, die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen, zu verstehen und zu beeinflussen, ist eine Schlüsselkompetenz, die in der modernen Welt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Effektives emotionales Management kann zu besseren Entscheidungen, stärkeren Beziehungen und einem gesünderen, zufriedeneren Leben führen.

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4. Fühlen, Denken, Handeln
Emotionen prägen zahlreiche kognitive Prozesse und beeinflussen das tägliche Verhalten auf vielfältige Weise. Hier sind einige zentrale Aspekte, wie Gefühle unsere Psyche und Aktionen formen:
4.1 Entscheidungsfindung:
Entscheidungen werden maßgeblich von Emotionen geleitet. Wenn wir erwarten, dass eine bestimmte Handlung zu einem angenehmen Gefühl führen wird, neigen wir dazu, uns dafür zu entscheiden. Andererseits werden Aktionen vermieden, von denen unangenehme Konsequenzen erwartet werden. Wenn wir jedoch Schwierigkeiten haben, eigenen Gefühle wahrzunehmen, können Entscheidungen ambivalent werden oder im Extremfall fühlen wir uns entscheidungsunfähig, da wir nicht vorhersehen können, welche Emotionen mit den verschiedenen Optionen verbunden sein könnten.
4.2 Gedächtnis:
Auch das Gedächtnis ist eng mit den Emotionen verknüpft. Es sind vor allem emotional bedeutsame Inhalte, die wir uns merken, und diese können manchmal so stark beeinflussen, dass sie schwer zu vergessen sind. Dies trifft besonders auf Personen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu, die von intensiven Erinnerungen überwältigt werden können. Eine niedergeschlagene Stimmung aktiviert beispielsweise Erinnerungen, die ähnlich negativ gefärbt sind, was die gesamte psychische Verfassung beeinflussen kann. Andersherum können positive Erinnerungen für schöne Gefühle sorgen.
4.3 Motivation:
Emotionen sind fundamentale Antriebskräfte des Handelns. Ohne einen klaren emotionalen Zugang kann unsere Motivation zu handeln und positive Gefühle zu erleben stark eingeschränkt sein. Dies ist oft bei Menschen der Fall, die unter Depressionen leiden und deren Handlungsmotivation erheblich reduziert ist. Die Förderung der emotionalen Wahrnehmungsfähigkeit kann somit ein entscheidender Schritt sein, um die Motivation zu stärken und das emotionale Erleben zu verbessern. Dieses Thema wird in einem anderen Artikel genauer beleuchtet.
4.4 Aufmerksamkeit:
Die Aufmerksamkeit wird wesentlich von Emotionen gesteuert. Wir sind besonders aufmerksam gegenüber Dingen, die starke Gefühle in uns wecken. So kann Angst die Wahrnehmung so beeinflussen, dass wir uns zwangsläufig mit den angstauslösenden Objekten oder Situationen auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig führt Verhalten, das angenehme Gefühle hervorruft, oft zu einer verstärkten Zuwendung und Wiederholung dieser Aktivitäten.
Insgesamt zeigt sich, dass Emotionen ein integraler Bestandteil des menschlichen Daseins sind. Sie beeinflussen nicht nur die psychische Gesundheit, sondern sind auch grundlegende Aspekte unseres Denkens und Handelns. Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht es, effektiver mit den eigenen Emotionen umzugehen und sie in positiver Weise ins Leben zu integrieren.

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5. Der Umgang mit Emotionen
Im Karussell der Gefühle kann das Verständnis dafür, wie Emotionen das Leben beeinflussen, der Schlüssel zu einem erfüllteren Alltag sein. Stell dir deine Emotionen als deine inneren Ratgeber vor, die Einfluss darauf nehmen, wie du entscheidest, erinnerst und handelst. Jede emotionale Regung hat einen Zweck, sie kann motivieren, warnen oder einfach zum Innehalten bringen.
Aber wie sorgst du für dein emotionales Wohlbefinden? Beginne damit, deine Gefühle anzuerkennen, anstatt sie zu verdrängen. Jedes Gefühl sollte wahrgenommen und verstanden werden; sei es die Freude an einem sonnigen Tag oder die Traurigkeit eines Abschieds. Pflege deine emotionalen Bedürfnisse, indem du dir selbst genauso viel Mitgefühl und Aufmerksamkeit schenkst, wie du es bei anderen tun würdest.
Vergiss nicht, dass deine Emotionen auch deine Erinnerungen und Entscheidungen formen. Indem du lernst, positive Gefühle zu kultivieren und negative konstruktiv zu verarbeiten, kannst du deine Lebensqualität erheblich verbessern. Sei dir selbst gegenüber ehrlich und suche gegebenenfalls professionelle Unterstützung, um auf den Weg zu echter emotionaler Resilienz und Zufriedenheit zu gelangen. Nimm dir die Zeit, deine Gefühle zu pflegen, denn emotionales hat jeder verdient. Wenn du gemeinsam an deiner Emotionswahrnehmung und -regulation arbeiten möchtest, schreib mir gerne eine Mail.
