Meister der Gefühle: Können Gefühle kontrolliert werden?

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Fun Fact: Wusstest du, dass das Lächeln – selbst wenn es künstlich ist – tatsächlich helfen kann, deine Stimmung zu verbessern? Dieses Phänomen wird oft als „Facial Feedback Hypothese“ bezeichnet. Studien zeigen, dass die bloße Aktivierung der Lachmuskeln Signale an das Gehirn senden, die gute Laune machen.  Außerdem wird Stress reduziert. Also das nächste Mal, wenn du dich leicht niedergeschlagen fühlst, versuche einfach zu lächeln – es könnte tatsächlich dazu beitragen, deine Stimmung zu heben!

Inhaltsverzeichnis

Wie kann ich mit Gefühlen umgehen? Können Emotionen reguliert werden? Welche Rolle spielt das Gehirn bei der emotionalen Regulation? In diesem Artikel geht es um die Emotionsentstehung, wie diese reguliert werden kann und welche Rolle das Gehirn bei diesen Prozessen spielt. Hier kannst du erfahren, weshalb du dich in Gedankenkreisen verlierst oder deine Gefühle unterdrückst.

1. Wie deine Gefühle wirklich funktionieren: Der Zyklus der Emotionen

Emotionen kommen und gehen oft wie Wellen; sie steigen, erreichen einen Höhepunkt und ebben ab. Diesen natürlichen Fluss kann man deutlich bei Kindern und Tieren beobachten. Bei ihnen sind Gefühle meist kurzlebig und machen schnell Platz für neue Eindrücke.

Im Laufe des Tages erleben wir unzählige „kleine“ Gefühle, wie die Freude über einen guten Cappuccino oder die Frustration über die volle Bahn, die schnell vergehen. Solche Emotionen flackern auf und vergehen rasch wieder. So sollte es jedenfalls ablaufen, doch nicht immer ist es so unkompliziert. Manchmal scheinen Gefühle sich festzusetzen und wollen einfach nicht weichen. Ein Gefühl kommt und es scheint, als würde es nicht mehr gehen. Es wird immer wieder durch bestimmte Verhaltensweisen oder Gedanken genährt, die es am Abklingen hindern. Wenn du zum Beispiel ein Gefühl unterdrückst oder nicht zum Ausdruck bringst, kann das dazu führen, dass es sich intensiviert oder länger anhält als nötig. Es entsteht ein meist unangenehmer Teufelskreis, der die Grundstimmung beeinflusst. Im schlimmsten Fall ist der Tag gelaufen.

Es ist wichtig zu verstehen, wie solche Emotionen funktionieren, damit sie navigiert werden können. Indem bewusst ist, wie und warum Gefühle entstehen und vergehen, kannst du effektiver mit ihnen umgehen und verhinderst, dass sie dich überwältigen.

2. Belastungen der Angehörigen

Emotionsregulationssystem

Funktion

Bedrohungssystem

Reagiert auf Angst und Ärger und ist in der Evolution tief verankert

 

Antriebssystem

Fördert unsere Motivation, Grundbedürfnisse und Wünsche zu erfüllen, und ist eng mit dem Botenstoff Dopamin verbunden

Fürsorgesystem

Führt zu Gefühlen der Zufriedenheit und Sicherheit, wenn wir uns geborgen und angenommen fühlen, gesteuert durch Oxytocin und Endorphine

Hast du dich jemals gefragt, warum du manchmal blitzschnell von Ruhe zu Alarmbereitschaft wechselst? Oder warum du dich manchmal ohne ersichtlichen Grund total motiviert fühlst? Die Antwort liegt in den drei Systemen der Emotionsregulation, die unser Verhalten und unsere Gefühlswelt maßgeblich steuern.

2.1. Das Bedrohungssystem – Das interne Alarmsystem

Das Bedrohungssystem ist so etwas wie dein persönlicher Wachposten. Es reagiert auf potenzielle Gefahren mit Gefühlen wie Angst und Ärger. Dieses System ist evolutionär eines der ältesten und spielt eine zentrale Rolle in der Art und Weise, wie wir auf Bedrohungen reagieren – durch Kampf, Flucht oder Erstarrung. Seine Aufgabe ist es, dich sicher zu halten, und es ist ständig auf der Suche nach Anzeichen von Gefahr.

2.2. Das Antriebssystem – Der Motor der Motivation

Das Antriebssystem ist der Turbo unter den emotionalen Regulationssystemen. Es hilft, aktiv zu bleiben und unsere Grundbedürfnisse wie Nahrung und Wärme zu erfüllen, aber auch unsere höheren Ziele wie beruflichen Erfolg oder persönliches Wachstum zu verfolgen. Wenn dieses System in Gang kommt, fühlen wir uns energiegeladen und getrieben, oft dank des Botenstoffs Dopamin, der uns bei der Erfüllung unserer Ziele unterstützt.

2.3. Das Fürsorgesystem – Das innere Beruhigungsmittel

Das Fürsorgesystem ist die innere Quelle der Zufriedenheit. Es wird aktiviert, wenn wir uns sicher und geborgen fühlen, etwa in einer Umgebung, die uns unterstützt und akzeptiert. Dieses System hilft uns, zu entspannen und Stress abzubauen, indem es das Gefühl von Zufriedenheit durch Botenstoffe wie Oxytocin und Endorphine fördert. Es ist wesentlich für unser langfristiges Wohlbefinden und hilft uns, uns mit anderen verbunden und geliebt zu fühlen.

Jedes dieser Systeme hat seine eigene Rolle und Bedeutung in unserem Leben. Sie arbeiten nicht isoliert, sondern beeinflussen sich gegenseitig, und je nach Situation kann eines der Systeme dominieren. Indem wir lernen, wie diese Systeme funktionieren, können wir besser verstehen, warum wir uns in bestimmten Momenten so fühlen, wie wir uns fühlen, und können effektiver darauf reagieren. Das Verständnis dieser Systeme ist nicht nur faszinierend, sondern auch ungemein nützlich, um ein ausgeglicheneres und erfüllteres Leben zu führen. Indem du lernst, wie du jedes dieser Systeme in verschiedenen Lebenslagen einsetzen kannst, gewinnst du mehr Kontrolle über deine emotionale Welt und damit über dein Leben selbst.

3. Die Kunst der Emotionsregulation: Warum es entscheidend ist, deine Gefühle im Griff zu haben

Hast du schon einmal eine Situation erlebt, in der deine Emotionen dich fast überwältigt hätten? Vielleicht warst du kurz davor, in einem Anfall von Wut etwas zu sagen oder zu tun, was du später bereut hättest, oder deine Angst hielt dich davon ab, eine wichtige Herausforderung anzunehmen. In solchen Momenten kann die Fähigkeit zur Emotionsregulation entscheidend sein, um kluge und überlegte Entscheidungen zu treffen.

Emotionsregulation hilft dir dabei, unkontrollierte Handlungen zu verhindern. Intensive Gefühle wie Wut, Angst oder überschwängliche Freude können uns manchmal zu Handlungen verleiten, die kurzfristig erleichternd erscheinen, aber langfristig schädliche Konsequenzen haben können. Ein impulsiv gesendetes, verletzendes Wort in einem Moment des Zorns könnte beispielsweise eine wichtige Beziehung dauerhaft belasten. Durch die Bewältigung starker Emotionen kannst du langfristige Probleme vermeiden. Angenommen, du schiebst aus Angst vor einem kritischen Gespräch mit deinem Chef dieses immer weiter auf. Diese Vermeidung kann die Situation verschärfen, was zu noch mehr Unsicherheit und Angst führt. Durch Emotionsregulation lernst du, solche Situationen besser zu handhaben und nicht aus Angst auszuweichen.

Die Fähigkeit, deine Emotionen zu regulieren, erlaubt dir auch, flexibel auf unterschiedliche Situationen zu reagieren. Es geht nicht darum, Gefühle zu unterdrücken, sondern darum, die passende Art und Weise zu finden, mit ihnen umzugehen. In einigen Momenten mag es angebracht sein, Emotionen einfach zu erleben und zuzulassen, in anderen wiederum ist es vielleicht klüger, sie zu dämpfen oder umzuleiten. Schließlich schützt dich eine effektive Emotionsregulation vor dem endlosen Grübeln. Ohne sie kann man leicht in eine Spirale aus wiederkehrenden Sorgen und negativen Gedanken geraten, die die psychische Gesundheit ernsthaft beeinträchtigen und zu Depressionen oder Angststörungen führen können. Durch das Erlernen von Techniken zur Emotionsregulation kannst du lernen, deine Reaktionen in intensiven Situationen besser zu steuern und nicht von deinen Gefühlen überwältigt zu werden.

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4. Problematische Emotionsregulationsstrategien

Doch nicht jeder Umgang mit den Gefühlen ist hilfreich: Problematische Emotionsregulation tritt auf, wenn jemand Schwierigkeiten hat, seine emotionalen Reaktionen angemessen zu steuern und zu modulieren, was zu erheblichen negativen Auswirkungen auf das persönliche Wohlbefinden, zwischenmenschliche Beziehungen und die allgemeine Lebensqualität führen kann.

4.1 Die Tücke des Grübelns: Warum es mehr schadet als hilft

Kennst du das, wenn ein Gedanke nicht aus deinem Kopf verschwinden will und du immer wieder darüber nachdenkst, was hätte sein können oder was du hättest anders machen sollen? Dieses Phänomen wird als Grübeln oder Rumination bezeichnet und ist weit verbreitet. Doch obwohl es sich manchmal anfühlt, als würde es dir helfen, die Dinge zu verstehen, hat das Grübeln oft ganz andere Auswirkungen.

Was genau ist Grübeln? – Grübeln bedeutet, anhaltend über Probleme, negative Erfahrungen oder Gefühle nachzudenken, ohne zu einer Lösung zu kommen. Es ist, als ob du einen Film immer wieder von vorne abspielst, aber jedes Mal ohne Happy End. Dieses endlose Nachdenken führt selten zu neuen Erkenntnissen oder positiven Veränderungen.

Grübeln kann problematisch sein, da es oft zu einer Art gedanklicher Sackgasse führt, in der man sich aktiv fühlt, während man tatsächlich in passiven, zirkulären Gedankenschleifen gefangen ist, die nicht zu konkreten, lösungsorientierten Handlungen führen. Diese endlosen Gedankenzyklen führen oft nicht nur zu keiner echten Lösung, sondern verschlimmern auch negative Gefühle. Studien (vgl. Brand et al., 2018) haben belegt, dass schon 15 Minuten intensiven Grübelns ausreichen können, um die Stimmung deutlich zu verschlechtern und sogar physische Symptome wie einen erhöhten Blutdruck oder eine gestiegene Herzrate zu verursachen. Langfristig kann anhaltendes Grübeln sogar zu depressiven Verstimmungen und einem Gefühl der Hilflosigkeit führen, was das Selbstwertgefühl schwächt und zu sozialer Isolation beitragen kann. Dies zeigt, wie wichtig es ist, effektive Strategien zur Emotionsregulation zu entwickeln, um diesen schädlichen Mustern entgegenzuwirken.

4.2 Warum Vermeidung mehr schadet als hilft

Hast du dich jemals dabei ertappt, wie du Situationen, Gedanken oder Gefühle, die dir Unbehagen bereiten, aus dem Weg gehst? Diese Strategie ist als Vermeidung bekannt. Auf den ersten Blick mag es wie eine praktische Lösung erscheinen, um sofortige Angst oder Stress zu reduzieren, aber auf lange Sicht kann es weitreichende negative Auswirkungen auf deine psychische und physische Gesundheit haben.

Vermeidung beschreibt die Tendenz, unangenehmen oder unerwünschten Situationen, Gefühlen oder Gedanken auszuweichen. Es kann sich um das Ausweichen vor einer bevorstehenden Prüfung handeln, das Ignorieren von Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen oder das Unterdrücken von Gefühlen wie Angst oder Trauer. Manchmal nutzen Menschen auch Ablenkungen oder sogar Substanzen, um sich nicht mit ihren echten Empfindungen auseinandersetzen zu müssen.

Kurzfristig kann Vermeidung den Anschein erwecken, effektiv zu sein, weil sie dir hilft, sofortige emotionale Schmerzen zu umgehen. Langfristig jedoch führt sie zu einer Reihe von Problemen:

Psychologische Studien haben gezeigt, dass Vermeidungsverhalten die Angst nicht wirklich beseitigt, sondern sie oft verstärkt. Je öfter du eine Situation vermeidest, desto mehr baut sich eine Erwartungsangst auf. Das bedeutet, dass sich die Angst vor der Angst weiter aufbaut und das nächste Mal noch größer wird. Wenn du Probleme vermeidest, anstatt dich ihnen zu stellen, verpasst du die Gelegenheit, sie tatsächlich zu lösen. Langfristig führt dies dazu, dass Probleme ungelöst bleiben und möglicherweise sogar größer werden.

Zudem beginnt der Körper bei der häufigen Vermeidung schneller und intensiver auf Stressoren zu reagieren. Symptome wie erhöhter Herzschlag oder Erröten können verstärkt auftreten, gerade weil du sie zu vermeiden versuchst. Dieser Zustand der „Sensitivierung“ kann dazu führen, dass du dich noch weniger den angstauslösenden Situationen stellen willst.

5. Wie kannst du deine Emotionsregulation verbessern?

Es gibt viele Techniken, die dir helfen können, deine Emotionen besser zu regulieren. Achtsamkeitstraining, Meditation, gezieltes Atemtraining oder das Führen eines Tagebuchs sind nur einige Methoden, die dir dabei helfen können, bewusster mit deinen Gefühlen umzugehen. Wichtig ist, dass du eine Methode findest, die zu dir passt und die du regelmäßig anwenden kannst. Indem du lernst, deine Emotionen effektiv zu regulieren, gewinnst du nicht nur an innerer Stärke, sondern verbesserst auch deine Beziehungen und deine Lebensqualität insgesamt. Emotionsregulation ist also nicht nur eine Fähigkeit für Krisenzeiten, sondern ein Schlüssel zu einem zufriedeneren und ausgeglicheneren Leben. Zudem ist es wichtig, durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf für dich selbst zu sorgen. Ein starker Körper und Geist erleichtern es, mit Stress umzugehen

5.1 Umgang mit Grübeln

Um das Grübeln zu stoppen, kannst du verschiedene Strategien anwenden. Achtsamkeitstechniken helfen dir, im Moment zu bleiben und weniger über die Vergangenheit oder Zukunft nachzudenken, was den Zyklus des Grübelns durchbrechen kann. Eine aktive Problemlösung, bei der du konkrete Schritte planst, um Probleme anzugehen, kann ebenfalls effektiv sein. Zudem kann das Gespräch mit Freunden oder einem Therapeuten neue Perspektiven eröffnen und dir helfen, aus der Gedankenschleife auszubrechen. Indem du diese Methoden nutzt, erkennst du Grübelschleifen und gehst aktiv gegen sie vor, was deine psychische Gesundheit stärkt und zu einem zufriedeneren Leben beiträgt.

5.2 Umgang mit Vermeidungsverhalten

Um deinen Ängsten effektiv zu begegnen, beginne damit, dich schrittweise Situationen zu stellen, die du normalerweise meidest. Starte mit weniger beängstigenden Szenarien und arbeite dich langsam zu den schwierigeren vor. Eine realistische Bewertung der Risiken kann hilfreich sein; frage dich, wie wahrscheinlich der von dir befürchtete schlimmste Fall wirklich eintreten könnte. Oft sind unsere Ängste übertrieben. Übe auch die Akzeptanz unangenehmer Gefühle, denn das Akzeptieren kann paradoxerweise deren Intensität verringern.

Vermeidung mag eine schnelle Lösung bieten, um dem Unbehagen aus dem Weg zu gehen, doch wie du siehst, ist sie keine nachhaltige Strategie. Durch das bewusste Arbeiten an deinem Umgang mit Angst und Stress kannst du nicht nur deine gegenwärtige Situation verbessern, sondern dich auch besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.

Hier habe ich dir ein Reflexionsarbeitsblatt erstellt, um zu üben, mit Vermeidung umzugehen. Downloade es kostenlos.

                                                                                                                                                        credits: @freepic

Die Fähigkeit, unsere Gefühle durch bewusstes Einsetzen unseres Körpers zu beeinflussen, ist ein mächtiges Werkzeug für das persönliche Wachstum. Es erfordert Übung und Bewusstsein, aber die Ergebnisse können dein emotionales Wohlbefinden erheblich verbessern. Diese Techniken bieten dir einen praktischen Ansatz, um nicht nur in Momenten hoher Stressbelastung, sondern auch im alltäglichen Leben resilienter und ausgeglichener zu sein.

In weiterführenden Artikeln werde ich dir zusätzliche Strategien vorstellen, die dir helfen können, deine emotionale Intelligenz weiterzuentwickeln und noch effektiver mit deinen Gefühlen umzugehen. Bleib dran, um dein Wohlbefinden zu steigern und dein volles Potenzial zu entfalten!

Quellen:

Barnow, S., Reinelt, E., Sauer, C., Barnow, S., Reinelt, E., & Sauer, C. (2016). Sitzung 1: Allgemeine Einführung bezüglich Emotionen und Emotionsregulation. Emotionsregulation: Manual und Materialien für Trainer und Therapeuten, 27-38.

Brand, S., Colledge, F., Ludyga, S., Emmenegger, R., Kalak, N., Sadeghi Bahmani, D., … & Gerber, M. (2018). Acute bouts of exercising improved mood, rumination and social interaction in inpatients with mental disorders. Frontiers in psychology9, 249.